Hallo metawops,
metawops hat geschrieben:Schnell reichten mir die Möglichkeiten dieses kleinen Kästchens nicht aus und kaufte bei Amazon den Murmelbahn „M“ Kasten für ca. 42 Euro – zu viel Geld wollte ich auch nicht gleich wieder ausgeben.
Die Kugelbahnen sind nicht so mein Fall.
metawops hat geschrieben:Aber nun habe ich „Blut geleckt“ und will mehr. Früher hatte ich am meisten Spaß mit meinen em1/2/3 und ec1/2/3 Kästen. Wechselschalter, kaskadierbare Mini-Taster, Relais, miniMot etc.pp.
Es stellen sich also ein paar Fragen jetzt, bevor ich (zu)viel Geld ausgebe:
[*] Was sind gute Schnäppchen, sprich: welche Kästen sind überteuert, bei welchen bekommt man viel fürs Geld?
Es fragt sich, was für Dich "viel" ist. Viel Steuerungsmöglichkeit? Viele Antriebe? Was möchtest Du bauen - Fahrzeuge, ortsfeste Anlagen, Roboter?
metawops hat geschrieben:[*] Sollte man alte Kästen (z.B. eben em1/2/3, ec1/2/3) bei eBay kaufen?
In den letzten Wochen gab es auf ebay.de einige sehr ordentliche und auch runde Konvolute, u.a. auch em1/2/3 oder ec1/2/3, die mir zunächst erschwinglich aussahen. Vielleicht ideal für Dich war ein Konvolut, mit dem man die mechanischen Hobby-Hefte hätte nachvollziehen können. Ich habe die Auktionen aber nicht verfolgt, denn ich habe meine alten Teile seinerzeit gut verpackt und über 30 Jahre lang nicht aus den Augen verloren. Ergänzt habe ich neben vielen Einzelteilen aktuelle Robotics-Kästen und alte Pneumatik mit ein paar geeigneten aktuellen Teilen.
metawops hat geschrieben:Oder sind die Preise dort ähnlich „versaut“ (zu hoch) wie bei vielen anderen Kategorien? Gibt es „faire“ Preise für alte Kästen wo anders?
Alte, d.h. graue Fischertechnik, d.h. solche aus den Jahren bis ca. 1980 kann man recht günstig erwerben. Sie war seinerzeit vielfach verbreiteter als alles was danach kam. Zur Zeit bekommt man mit Geduld auf ebay.de sogar noch originalverpackte, "runde" Konvolute, und manchmal scheinen sogar solche schönen Angebote nicht gleich wegzugehen. Fehlende Einzelteile kann man konkurrenzlos günstig beim Fischerfriends Man (kurz: FFM,
http://www.fischerfriendsman.de/) erwerben - ebay.de ist hier allein schon wegen der Versandkosten nicht wettbewerbsfähig. Seine Website erlaubt die Führung einer Einkaufsliste; da kommen einzelne Teile drauf, die ich immer schon haben wollte (weil ich sie für nützlich halte) oder die ich konkret verbauen möchte. Ist die Liste lang genug, geht sie auf Knopfdruck als Bestellung an ihn raus. Er arbeitet so schnell wie Amazon, jedoch ohne vom Paketdienst so wie Amazon bevorzugt zu werden. FFM sieht sich als Einzelteil-Spezialist; bei aktuellen Kästen verweist er an den "Spielbetrieb Fichtner" oder läßt ihn auch mal direkt die Lieferung durchführen. Aber den hast Du ja selbst schon gefunden.
Auf die alten grauen Motoren würde ich heute nichts mehr geben. Beinahe alle neueren Motore sind besser steuerbar, auch die schwarzen "Minimots", die heute als "XS-Motoren" bezeichnet werden. Vermutlich verwendet man heute mindestens fünfpolige Läufer, während die Motoren unserer Kinderzeit meistens nur dreipolige hatten, auch die von ft. Immerhin lassen sich auch graue Motoren an den aktuell bei ft verfügbaren 9 V-Versorgungen oder -Ausgängen betreiben, während 6 V-Glühlampen an 9 V weniger lange leben. Diese alten Glühlampen gehören zu den ganz wenigen alten Teilen, die elektrisch nicht mit den modernen Versorgungen oder Steuerungen kompatibel sind.
Die sog. Siberlinge, beispielsweise die Elektronik-Bausteine aus den ec-Kästen, sind heute sehr teuer. Vor ein paar Tagen gab es auf ebay.de sogar noch einen Schwung Angebote fast aller Arten unbespielt und originalverpackt. Sie eignen sich auch für 9 V, auch mit ihren Lämpchen. Noch teurer sind sie vom Standpunkt der Steuerungsmöglichkeiten aus betrachtet, die sich damit realisieren lassen. Ein TXT-Controller hat als Einzelteil im Moment ungefähr den Wert von lediglich vier bis sechs Silberlingen, ist dafür aber frei programmierbar mit 12 Eingängen und acht Ausgängen. Acht Eingänge können auch analoge Spannungen verarbeiten (AD-Wandlung), die acht Ausgänge können in ihrer Leistung durch PWM gesteuert werden, und das in acht oder 512 Stufen. Wenn Du Dich für Robotik interessierst oder auch nur eine gute ft-basierte Steuerungsmöglichkeit suchst, ist der Kasten "TXT Discovery Set" auch bei einem normalen Preis von ca. 280 EUR ein guter Einstieg, weil seine Teile einzeln beschafft deutlich teurer kommen.
Ich mag meine Silberlinge, hatte als Schüler sehr viel Freude daran, aber im Einsatz sind sie bei mir heute nicht mehr.
Auch bei den Robotikkästen aus den 1980er Jahren leuchten anscheinend bei vielen Verkäufern die Dollarzeichen. Die heutige ft-Robotik ist aber technisch hoch überlegen und die eine oder andere gelungenere alte Konstruktion läßt sich leicht auch mit problemlos verfügbaren Bauteilen realisieren; wenn man will, sogar deutlich leistungsfähiger.
Bei der Pneumatik bevorzuge ich die alten Zylinder mit den Kolbenstangen aus Metall. In der aktuellen Version sind die Kolbenstangen aus Kunststoff und haben die gleichen Nachteile wie die aktuellen Rastachsen: Mehr Reibung in den Lagern und weniger Stabilität. Meine Pneumatik-Abteilung hat daher nur alte Zylinder und jede halbwegs schwere Drehlast realisiere ich mit Metallachsen. FFM kann hierfür sogar mit passenden Kugellagern und anderen Fremdteilen dienen, die bei größerer Last helfen. Die alten hellblauen Luftbehälter sind heute oft undicht; aktuelle Behälter sind kleiner, besser im Modell zu verteilen und viel stabiler. ft bietet aktuell kleine blaue Kompressoren an, die ca. 0,8 bar erreichen und dafür erstaunlich große Kräfte erlauben. Allerdings liefern sie wenig Volumen; aber den früheren "Modellkompressoren" mit grauem Motor sind sie in jeder Hinsicht überlegen, von der alten orangenen Handpumpe oder dem beigen "Medo"-Trum nicht zu reden.
Die alten ft-Ventile mit ihren "Betätigern", Drosseln und Düsen (hat ft Mitte der 1980er Jahre mit Festo entwickelt) sind IMHO auch sehenswert und können sogar den einen oder anderen Ein- und Ausgang am Controller sparen. Bei den Magnetventilen habe ich zur Alternative vom FFM gegriffen, denn die von ft sind nicht nur exorbitant teuer, sondern brauchen auch mehr Platz und 30% mehr Strom. Ein paar von den aktuellen Handventilen sollte der ft-Fluidiker auch haben.
Die frühen hellblauen Schläuche taugen wenig, da sie leicht knicken, selbst wenn man sie zunächst knickfrei verlegt hat. Besser sind Silikonschläuche, was mittlerweile auch zu ft vorgedrungen ist. Am günstigsten kann der bei Drittanbietern beschafft werden. Der Innendurchmesser wäre mit 2 mm für alle Stutzen passend.
metawops hat geschrieben:[*] Oder gibt es eine Art „Ehrenkodex“ unter Fischertechnik-Fans, der verbieten würde, bei Amazon zu kaufen, weil man damit engagierte, kleine Läden kaputt macht? Ist denn wer preislich einigermaßen konkurrenzfähig? Mein lokales Spielzeuggeschäft macht halt nur Listenpreise ... das kann man MAL machen, aber auf Dauer ...
Das wäre mir neu. Ich habe noch kein einziges Teil in der durchaus großen Stadt gekauft, in der ich lebe. Denn auch bei vielen nicht-ft-Themen habe ich die Erfahrung machen müssen, daß eine Ausweisung als Händler noch lange kein Sortiment garantiert, geschweige denn ein gutes. Solange kein Anwender den Laden empfiehlt, spare ich meine Kräfte lieber für den leider oft unvermeidlichen Gang zur Postfiliale.
Mit freundlichen Grüßen
Lars