Hallo Fan-Gemeinde,
ich will zu diesem Thema jetzt doch mal meine eigene Meinung einbringen.
(Ich bin seit ca. 2 Jahren nicht mehr aktiv in diesem Forum, da mir - wie in diesem Thread auch schon erwähnt - der Ton mancher Mitglieder nicht gefallen hat)
Das Thema dieses Threads ist ja "Ist Fischertechnik am Ende?)
Ich würde sagen: JA und NEIN...man muss das differenziert betrachten!
Es gibt 2 Bereiche:
A: Fischertechnik als Hersteller mit dem Haupt-Ziel, Spielzeug an Kinder zu verkaufen
B: Die Nostalgiker, wie sie überwiegend hier im Forum vertreten sind
Zu A:
Ja, Fischertechnik ist tot! Als Spielzeug ist Fischertechnik einfach nicht mehr attraktiv für Kinder. Außerdem gibt es kaum noch Spielzeugläden, in denen es Fischertechnik gibt. Und Fischertechnik ist so selten in Kinderzimmern verhanden, dass es auch keinen Effekt gibt, dass ein Kind ein anderes für das Spielzeug begeistern könnte. Mathematisch betrachtet geht die Kurve langsam, aber sicher gegen 0. (Im Vergleich zu Corona, bei negativen R-Wert nehmen die Ansteckungen ab
)
Es gibt viel attraktivere Spielsachen für Kinder (Lego!); außerdem haben sich die Ansprüche der Kinder im Vergleich zu den 60/70igern geändert. Die wollen konsumieren und stehen auf Elektronik-Gadgets!
Macht doch mal eine Umfrage in einer Fußgängerzone; befragt Kinder unter 10 Jahre..wieviele kennen Lego, wieviele Fischertechnik???
(die Kinder/Enkel der Mitglieder hier zählen nicht mit, da sie schon früh mit Fischertechnik gegängelt wurden)
Zu B:
Die Nostalgiker ( und vielleicht auch der eine oder andere NERD
)
Das sind ja überwiegend die Leute, die als Kind mit Fischertechnik gespielt haben und aus Nostalgie irgendwann wieder das Spielzeug für sich entdeckt haben.
In diesem Umfeld wird Fischertechnik noch lange leben! Allerdings gibt es ja hiervon auch viele, die die "reine Lehre" vertreten, und eigentlich nur die grau/rote Urform akzeptieren, aber auch welche, die neueren Sachen aufgeschlossen sind und auch mal einen neueren Baukasten kaufen.
Aber ganz ehrlich, davon kann ein Hersteller nicht leben! Sehr viele bedienen sich sowieso aus dem Gebrauchtmarkt und kaufen sehr wenig Neuware.
Außerdem zeigt sich auch hier ein Trend...man hat eine Basisausstattung und ergänzt mit 3D Druck und Fremd-Elektronik
Und hier beispielhaft meine eigene Erfahrung:
Auch ich bin einer von denen, die in den 70igern ein bisschen fischertechnik hatten. Mit Mitte 40 hatte ich mal den Fehler gemacht, meiner damaligen Freundin davon zu erzählen; daraufhin hatte sie mir zu Weihnachten einen Robotik-Baukausten geschenkt. Das war der Anfang des 2. Frühlings für Fischertechnik. Allerdings hatte ich mich von Anfang an überwiegend aus dem Gebraucht-Angebot bedient; in einer 2ten Phase bin ich dann auf neuere Farben umgestiegen....
Allerdings, mit Fischertechnik alleine konnte ich nie ein Modell so bauen, wie ich es mir gewünscht hätte. Ich habe recht schnell mit dem Modding angefangen und habe mir Ergänzungen gesucht oder selbst gemacht (einige hier kennen vielleicht meine ALU-Teile, die ich ne Zeit lang verkauft habe). Vor ein paar Jahren bin ich dann in den 3D-Druck eingestiegen und konstruiere mir jetzt vieles selbst, was es bei ft nicht gibt.
TXT usw. habe ich nie eingesetzt; war mir erstens zu teuer und zweitens für die meisten Modelle einfach zu groß.
Da setze ich lieber auf Elektronik wie Arduino, Beagleboard, Industrie-SPS. (ok, ich tu mich da leicht, ich bin Informatiker)
Inzwischen ist es so, dass ich einen gewissen Fundus an fischertechnik habe und nichts mehr brauche. Wenn ich eine Modell-Idee habe, fange ich mit fischertechnik an, ersetze dann aber vieles durch eigene 3D-Teile und benutze Fremd-Controller/Sensoren....
Natürlich habe ich auch immer wieder mal versucht, meinen Sohn an Fischertechnik heranzuführen, mit mäßigem Erfolg.
Als er noch kleiner war, war es für ihn frustierend, weil seine Fingerkraft oft nicht reichte, die Teile ineinander oder auseinander zu schieben
(das ist übrigens ein Zielkonflikt: leichtgängig für Kinder und stabil für Erwachsenen-Modelle). Später war Lego einfach optisch attraktiver.
Also auch bei meinem Sohn hat die typische Lego-Karriere (Duplo->Lego->Technics) weitaus besser funktioniert!
Inzwischen ist er 12 und ich bekomme ihn jetzt eher über die Elektronik/Programmierschiene.
Zuerst habe ich ihn über Scratch ans Programmieren herangeführt (wird inzwischen ja irgendwie auch von ft unterstützt). Jetzt programmieren wir zusammen meistens für Arduino und bauen dann entsprechende ft-Modelle dafür mit den entsprechenden Erweiterungen.
ft selbst spielt dabei aber eigentlich eine untergeordnete Rolle.
ein Beispiel: Fahrzeug mit Hindernis-Erkennung (
https://www.thingiverse.com/thing:4790589 )