ich hab eine Schrägseilbrücke (viele dünne Tragseile im Gegensatz zur Hängebrücke) in Planung. Ordentliche Konstruktion für den Fahrbahnträger hab ich, für die Pylone hab ich ne Idee, Prototyp steht noch aus. Nur bei den Tragseilen sitz ich in der Patsche

Die kritischsten Seile soll etwa 30m lang sein. Bei Belastung der Brücke durch ein Fahrzeug (z.B. 5kg) soll die Brücke weniger als 10cm durchhängen. Das Seil darf sich demzufolge aufgrund des flachen Seilwinkels nur etwa 3cm bzw. 0,1% dehnen. Bruchlast sollte minimal 30kg (gut 300N) sein.
Zuerst hab ich das blaue ft-Seil betrachtet: Nylon, unter 1mm Durchmesser, vom Gewicht her ... Bruchlast 15kg?! Müsste ich doppelt legen, ok. Aber es dehnt sich bei Arbeitslast (= 50% Bruchlast) rund 10%. 10% von 30m sind 3m ... da setzt die Brücke lange vorher auf dem Boden auf


Dann ft-Streben (also mehr Kette als Seil): Ab 2-3kg Zuglast verrutschen die S-Riegel in den Ösen nach außen, spätestens bei 7kg verformen sich die Ösen plastisch. Bei 17kg haben die Streben noch gehalten, sahen aber nicht mehr gut aus. Dazu hohe Kosten, viel Arbeit und hinterher sehr, sehr viele zerstörte Streben.
Schließlich doppelt gelegte WT120 (wie bei meinem 20m-Turm massenhaft im Einsatz): Zugfestigkeit reicht nun problemlos. Aber das Eigengewicht auf 30m ist jetzt mit 4,2kg größer als das des zu haltenden Brückensegments. Kettenlinie heißt das hässliche Wort. Das Seil hängt mangels Zugspannung sehr deutlich durch. Wenn nun ein Fahrzeug die Brücke befährt, dehnt sich das sehr massive Seil zwar fast nicht, aber der Durchhang reduziert sich, wobei das Seil effektiv doch wieder länger wird, und die Fahrbahn absackt
Dann hatte ich noch die Idee, ft-Seile mehrfach legen: für die gewünschte 0,1%-Dehnung müsste ich irgendwo zwischen 40 und 80 Seile parallel legen. Unklar ob das nicht doch schon wieder zu schwer wird. Ergibt aber für die ganze Brücke 65-130km Seil ... Abgesehen vom astronomischen Preis, was für ein Aufwand, das zuzuschneiden und keine ungewollten Knoten reinzubekommen.
Damit scheint mir das ft-Teileuniversum am Ende, was mich betrübt

Was gibt es außerhalb von ft?
4-6mm dickes Nylonseil. Gewichtsverhältnis Seil zu Brückensegment ist bei 30m sicher zu schlecht. Ich hab den Durchhang der Kettenlinie noch nicht gerechnet (ist nicht ganz einfach), zum Probieren fehlt mir das Material. Preise über Stahl, wird also auch noch zu teuer. Dicker als 4mm ist schlecht zu befestigen. Eine der ganz großen Schrägseilbrücken hat bis zu 150mm dicke Stahlseile. In 1:20 wären das noch 7,5mm Stahl. Optisch würden die dicken Nylonseile also ganz gut passen, aber es reicht halt technisch nicht.
Dyneema: Fast perfekt für meinen Zweck ... 1mm Durchmesser, 12x geflochten, wiegt 90g pro 100m, fast 200kg Bruchlast, dehnt sich bei 65kg Last nur ca 1%. Das ist nicht mal 1/50 des vergleichbar dicken Nylonseils. Kostet aber 0,30€/m. Im Alltag spielt noch die Wärmeempfindlichkeit eine Rolle, hier nicht.
1-2mm dünnes Drahtseil: Deutlich schwerer als Dyneema. Aber bezogen auf das Brückensegment noch ok. Höhere Dehnung als Dyneema, deshalb bei hoher Belastung mehr bzw. dickeres Seil nötig. Dann immer noch etwas billiger als Dyneema.
Blumendraht: 0,65mm Durchmesser. Den billigsten hab ich für 0,013€/m gesehen, ein Bruchteil der Kosten der anderen Lösungen. Dehnung wie Dyneema. Bruchlast (Sorge vor schlechter Qualität oder Schäden vom Auf-/Abwickeln) muss ich noch testen. Aber bei dem Preis kann ich auch doppelt oder dreimal soviel Draht verarbeiten.
=> Bleibt eigentlich nur Blumendraht oder Dyneema. Wegen des Preises werde ich erstmal den Blumendraht versuchen.
So wie es aussieht kann ich mit ft allein nur eine große Schrägseil-Brücke bauen, die fast nicht belastet werden darf. Weil sie sonst lächerlich stark durchhängt. Fremdmaterial für die Seile (welches?) oder anderes Modell? Bisher hab ich meine Modelle nur aus Standard-ft aufgebaut.
Was meint ihr?
Vielen Dank fürs Lesen und Mitdenken!
Michael