Reparatur Flip-Flop Silberling

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Kosmas
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Reparatur Flip-Flop Silberling

Beitrag von Kosmas » 24 Apr 2015, 00:57

Hallo zusammen,

Bei Ebay hatte ich jetzt ein als defekt beschriebenes FF ersteigert. Leider ist es tatsächlich defekt und es reizt mich nun, es wieder lauffähig zu bekommen.

Als erstes habe ich es aufgeschraubt und festgestellt, dass heftig daran herumgebastelt wurde. Offenbar wurden schon einmal Teile ausgetauscht, und es hat tatsächlich jemand die Stromversorgung an die Kontaktschienen falsch herum angelötet. Nachdem ich das korrigiert habe, funktioniert immerhin das Setzen und Rücksetzen über SD und RD. Auch Q und QQuer liefern korrekte Signale. :-)

Leider funktioniert CP nicht. Das FF schaltet bei jeder Flanke um, also sowohl bei 0-1, als auch bei 1-0. Zum Testen habe ich einen Grundbaustein als Taktgeber verwendet; die Lampe am FF blinkt mit der gleichen Frequenz entweder synchron zum GB oder genau umgekehrt.

SP funktioniert richtig, RP dagegen nicht: hier blinkt die Lampe immer synchron zum GB. J/K habe ich wegen der anderen Fehler noch nicht getestet, und mit X1/X2 lässt sich das FF mit VCC (also logisch 0) setzen und löschen.

Aufgrund des Schaltplans (Download-Bereich) habe ich versucht, die Fehlerquelle zu identifizieren, bin damit aber noch zu keinem Ziel gekommen. Die Transistoren funktionieren offenbar, sonst würde die Funktion über SD und RD nicht gegeben sein. Die 6 Dioden habe ich alle durchgemessen und scheinen OK (und richtig gepolt) zu sein. C1 und C2 hatte ich schonmal versucht durch extern angelötete Kondensatoren zu ersetzen, ohne dass sich etwas ändert.

Vielleicht hat jemand schonmal ein ähnliches Problem gehabt oder versteht den Schaltplan besser als ich und kann mir mit Tipps helfen?

Viele Grüße, Kosmas

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H.A.R.R.Y.
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Re: Reparatur Flip-Flop Silberling

Beitrag von H.A.R.R.Y. » 24 Apr 2015, 07:47

Hallo Kosmas,

Du hast offensichtlich Ahnung von Elektronik und auch schon einige Zeit in Fehlersuche investiert. Immerhin geht ein Teil der Schaltung wieder.

Hast Du die Verbindungen zwischen den Bauteilen schon mal geprüft (Durchgangspiepser)? Bauteildraht gegen Bauteildraht, nicht unten auf der Leiterbahnseite! Es könnte eine defekte Lötstelle sein, die dazwischenfunkt. Dann gibt es tatsächlich keine Verbindung zwischen Leiterbahn und Bauteildraht - die Lötstelle ist sogar fest und sieht obendrein auch noch gut aus. Die Platine selbst ist okay? Keine Drahtbrücken, keine durchgekratzten Leiterbahnen?

Der Schaltplan ist der hier http://www.ftcommunity.de/data/download ... ipflop.pdf?
Dem Kommentar links unten entnehme ich, daß es verschiedene Platinenversionen gab. Eventuell ist Deine anders, also aufpassen. Prinzipiell könnten die Transistoren durch die Verpolung beschädigt sein. Möglicherweise ist nach einem Tausch der beiden gegen Neuware schon alles erledigt. Aber da Du die Vorgeschichte nicht kennst, solltst Du das volle Programm machen.

Du schriebst ja selbst, daß schon jemand heftig daran herumgebastelt hat. Im Fall dieser einfachen, kleinen Schaltung mache ich das so: Alle passiven Teile reihum auslöten (oder sicherstellen, daß ein Anschluß vom Schaltungsknoten getrennt ist), Wert überprüfen und gegebenenfalls durch den richtigen Wert ersetzen. Oder gleich ein neues Teil mit richtigem Wert rein.
Dioden: nicht das da einer "versehentlich" eine Z-Diode reingelötet hat? Da muß man aber schon ein bißchen mehr machen als nur den Diodentest vom Multimeter benutzen. Im Zweifel gleich neue 1N914 (wenn es die noch gibt) besorgen oder 1N4148 (macht den Job hier genauso) reinlöten.
Zum Schluß kommen die Transistoren dran. Erstmal die Typnummer inspizieren, wer weiß. Dann rausholen und Funktionstest machen oder gleich neuen Ersatz rein. Die antiquarischen Transistoren BC238C (BC237) können bei Bedarf gegen BC547C (BC548, BC549) oder ähnlich getauscht werden. Dabei ist unbedingt die richtige Anschlußreihenfolge zu beachten. Nicht alle haben C-B-E.

Grüße
H.A.R.R.Y.
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Kosmas
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Teilerfolg!

Beitrag von Kosmas » 24 Apr 2015, 14:55

:o Hallo H.A.R.R.Y.,

danke für die Infos! Ja, von Elektronik verstehe ich ein bißchen was, solange es "digital" bleibt. Wenn es aber um analoge Transistortechnik geht, komme ich nicht weiter. Vor einiger Zeit hatte ich auch einen FF nachgebaut, der einwandfrei funktioniert.

Auf den von Dir verlinkten Plan habe ich mich auch bezogen. Auch wenn es sich hier "nur" um 2 Transistoren handelt, ist die Schaltung nicht einfach zu verstehen, zumal sie nicht so gezeichnet ist, wie FF üblicherweise dargestellt werden. Ich hatte gehofft, dass ich durch das Verhalten der Schaltung die fehlerhafte Stelle im Schaltplan identifizieren kann, was mir leider nicht gelingt.

Dein Tipp mit den Zenerdioden war schonmal Top: da hat doch tatsächlich jemand zwei BZY5V6 reingelötet. Wer kommt denn auf sowas! :shock: :x D6 und D7 waren falsch und wurden durch 1N4148 ersetzt. Jetzt geht RP wieder richtig! :-) :D

Der CP funktioniert leider noch nicht. Es hat sich nur geändert, dass Q jetzt immer genau entgegengesetzt zum Eingang ist, es taktet also noch immer jede Flanke. Als nächstes werde ich wie empfohlen die Durchgänge prüfen, vielleicht ist ja doch eine kalte Lötstelle oder ein defektes Bauteil dabei. Bei mir sind übrigens die wahrscheinlich noch älteren BC170C drin, ich sehe aber keine Notwendigkeit, diese zu tauschen. Ansonsten habe ich keine Abweichungen zum Schaltplan festgestellt. Bei mir ist auf der Platine über dem Fisch-Symbol eine "3" zu sehen.

Ich bin gespannt, und vielen Dank schonmal!

Kosmas
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Erfolg! :-)

Beitrag von Kosmas » 24 Apr 2015, 22:29

Hurra, es funktioniert wieder!

Nachdem ich alles mögliche durchgecheckt habe und keinen weiteren Fehler fand, habe ich nochmal über Deine Bemerkung zu den Z-Dioden nachgedacht. Wieso kommt jemand auf die Idee, eine Z-Diode einzubauen? Hat jemand gedacht, dass die alten Dioden Z-Dioden waren? Ich habe dann den Baustein an einer niedrigeren Spannung betrieben, sodass man die Lämpchen gerade noch glimmen sehen kann. Und siehe da, der FF funktioniert korrekt am CP-Eingang! Erst ab einer bestimmten Schwelle funktioniert es nicht mehr richtig.

Also konnte nur noch D2 in Frage kommen, D6 hatte ich ja bereits getauscht, was offenbar das geänderte Verhalten erzeugt hat. Nach Tauch von D2 durch eine 1N4148 geht auch der CP-Eingang korrekt, inklusive J- und K-Eingang.

Ich bin jetzt noch am überlegen, ob ich sicherheitshalber alle restlichen alten blauen Dioden austausche, auch wenn der Rest zu funktionieren scheint (es sind insgesamt doch 8 und nicht bloß 6 Dioden). Ob die alten Typen irgenwann zu Z-Typen mutiert sind, oder ob es Folgeerscheinungen der rabiaten Behandlung sind, weiß ich nicht, aber das wichtigste ist: es funktioniert.

Abschließend kann ich sagen: die Reparatur alter Silberlinge lohnt sich doch auf jeden Fall. (Und hoffentlich sage ich das auch noch, wenn alles wieder im Gehäuse zusammengebaut ist. ;-))

Viele Grüße, Kosmas

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Re: Reparatur Flip-Flop Silberling

Beitrag von Triceratops » 25 Apr 2015, 19:09

Hallo

Das gute an den Silberlingen ist doch, daß man eben selbst Hand anlegen und die Dinger noch reparieren kann. Ich selbst habe vor einigen Jahren bei all meinen Silberlingen die Anschlußdrähte zu den Kontaktschienen ausgetauscht; die meisten von denen waren nämlich nach Jahrzehnten mittlerweile ziemlich angegammelt. Und den Relaisbaustein habe ich passend für die modernere IC-Logik umgebaut, so daß dieser auf positive Signale (bezogen auf positive Logik) reagiert.

Die sogenannte "Achillesferse" bei den Silberlingen ist tatsächlich das Gehäuse selbst. Bei allzu rauher Behandlung können nämlich die (eigentlich zu schwachen) Federn wegbröseln, wie ich das leider schon bei dreien von mir verbuchen durfte/mußte...

Die originalen Lämpchen stammen übrigens aus alten Telefonschaltkästen. Hier finden sich verschiedene Varianten - Stichwort: Telefonlämpchen. Allerdings kursieren mittlerweile diverse Ersatzvarianten mit LEDs, was auch schon einige so umgesetzt haben.

Übrigens: Falls mal ein Poti (Grundbaustein oder Monoflop) kaputt geht, so kann man diesen auch extern ersetzen, sofern man nicht das Deckelschild entfernen und den Poti dann ausschrauben möchte. Beim Grundbaustein ist der Poti-Anschluß (Buchse 7) ein offener Kontakt; die einzige Verbindung intern ist der Poti (25 kOhm) und ein Widerstand 220 Ohm direkt an E1. Beim Monoflop liegt der Poti (1MOhm) und ein Widerstand 10 kOhm zwischen der Buchse EXT und Pluspotential.

In den sogenannten IC-Bausteinen lassen sich die Potis relativ einfach austauschen: 25 kOhm beim Schwellwerter und 10 kOhm in der Leistungsstufe. Und da diese Module offen konstruiert sind, mußte ich hier tatsächlich (ob deswegen oder warum auch immer) schon alle vier austauschen.

Gruß, Thomas 8-)

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Re: Reparatur Flip-Flop Silberling

Beitrag von H.A.R.R.Y. » 26 Apr 2015, 13:07

Hallo,

wenn alle Dioden ein einheitliches Gehäuse (hier blaue Farbe) haben/hatten, steht zu erwarten das es überall die gleiche Sorte ist. Am besten tauschst Du sie alle gegen 1N4148, es würde mich nicht wundern, wenn die restlichen "blauen" auch noch 5V6-Zener wären.

Ansonsten freue ich mich Dir geholfen haben zu können.

Grüße
H.A.R.R.Y.
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Re: Reparatur Flip-Flop Silberling

Beitrag von Kosmas » 26 Apr 2015, 13:19

Hallo,

ja, es ist schön, wenn man noch selbst reparieren kann. :-) Das mit den gebrochenen Federn habe ich leider auch, der transparente Kunststoff ist leider nicht so nachgiebig und bricht leicht. :-( Dafür baue ich immer einen Rahmen mit Bausteinen um meine Silberlinge herum, dann werden sie von außen festgehalten.

Die blauen Dioden haben nur den Aufdruck "ITT", und die restlichen habe ich drin gelassen, da sich der Baustein korrekt verhält. Außerdem ist es etwas fummelig, die Dioden heraus und neue hineinzubekommen, ohne die Platine von den Buchsen abzulöten. Bei den 3 getauschten ging es grad so. Ich vermute, dass die defekten Dioden durch eine fehlerhafte Beschaltung Schaden genommen haben, z.B. zu hohe EIngangsspannung an CP (denn hier sind ja beide Dioden kaputt). Dass der RD korrekt funktioniert, zeigt ja, dass die entsprechende Diode ganz ist. Wenn doch noch Fehler auftreten, weiß ich ja, wo ich suchen muss.

Eine letzte Frage: Wie sind die Silberlinge bei Euch zugeschraubt? Ich kannte bisher nur silberne Schlitzschrauben, bei dem einen FF waren aber welche aus Messing drin. Original oder nicht?

Viele Grüße, Kosmas

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Re: Reparatur Flip-Flop Silberling

Beitrag von Triceratops » 04 Mai 2015, 20:32

Hallo

Bei meinen Silberlingen (aus verschiedenen Jahren) sind allesamt einfache Schlitzschrauben verbaut. Allerdings sind die m. E. viel zu fein für das Material; auch an dieser Stelle löst sich schnell mal Grieselkram ab.

Übrigens, die Sache mit dem Rahmen drum herum muß ich mir merken. Das ist nicht nur praktisch, sondern verleiht der so entstandenen "Schalttafel" ein wuchtiges Aussehen.

Gruß, Thomas :mrgreen:

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H.A.R.R.Y.
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Re: Reparatur Flip-Flop Silberling

Beitrag von H.A.R.R.Y. » 05 Mai 2015, 06:53

Kosmas hat geschrieben:Hallo,
[...] die defekten Dioden [...]
Hm, ich glaube, daß die Zener-Dioden nicht defekt sondern einfach nur fehl am Platze sind. Und weil sie in Rückrichtung bei 5.6V öffenen, die Silberlinge mit 9V betrieben werden, ganz einfach die Schaltung nicht richtig funktionieren kann.

Grüße
H.A.R.R.Y.
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Re: Reparatur Flip-Flop Silberling

Beitrag von Kosmas » 09 Mai 2015, 17:37

@H.A.R.R.Y.,

klar, die Zener-Dioden waren fehl am Platz. Aber die alten mit ITT-Aufdruck dürften keine Z-Dioden, sondern normale gewesen sein. Ich gehe davon aus, dass diese defekt waren, obwohl sie mit einem Messgerät "normal" wirkten.

Interessant wäre jetzt zu wissen, was genau an den Dioden kaputt ist. Die Zenerdioden hatte ich ja dadurch identifiziert, dass ich den Baustein mit knapp 5V betrieben hatte und alles funktionierte. Vielleicht haben die alten Dioden sowas wie ein Zenerverhalten bekommen. Ihr habt ja oben schon geschrieben, dass die Zenerdioden nicht so einfach zu messen sind. Wenn ich Zeit habe, mache ich mich vielleicht mal daran. :-)

@Triceratops: Ich glaube, ich habe noch keine einzige Schraube herausbekommen, ohne dass sich das Material an der Stelle abgelöst hat. Deshalb habe ich mich ja auch über die Messingschrauben gewundert, die etwas größer wirken. Sie greifen wunderbar im Material und ließen sich auch wieder vernünftig festziehen.

Ciao, Kosmas

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