Zukunft von ft?

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GROSS+klein
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Re: Zukunft von ft?

Beitrag von GROSS+klein » 24 Jan 2014, 11:03

NBGer hat geschrieben: Mein Kleiner ist noch zu klein, um wirklich mit fischertechnik zu spielen. Er spielt noch mit Duplo. Da wird in der Regel abends aufgeräumt, alles wieder in seine Einzelteile zerlegt und in den Schubladen verstaut.
Wie ist eure Erfahrung mit euren Kindern? Ab wann fangen Sie an, Modellbau als "Projekt" zu betrachten und ein Modell über mehrere Tage aufbauen mit einer konkreten Vorstellung, einem Ziel, die Bereitschaft zur Optimierung, zum Umbau?
Mein Sohn ist im Dezember 6 Jahre alt geworden und hat zu Weihnachten eben den Advanced Universal 3 bekommen.

Folgendes ist mir aufgefallen:
  • Er wollte sofort das größte Modell bauen, das ging natürlich nur mit Papas Hilfe
  • Er hatte Probleme die teilweise recht strammen Steine aufzuschieben
  • Sehr interessierten ihn die Zahnräder und die Kette
  • Dann hat er erste eigene Ideen. Er hatte sich ein grosses und ein kleines Zahnrad auf zwei Achsen zusammengesteckt, und sich gefreut wie Bolle, dass das kleine Zahnrad sich schneller dreht als das grosse und umgekehrt.
  • Die nächste Idee von ihm war dann, mit dem beiliegenden Riemen und zwei Rädern ein Getriebe mit Riemenantrieb zu bauen. Danach hatte er dann drei Rader in das "Getriebe" eingebaut und ausser sich vor Begeisterung. DAS Modell wurde dann auch stolz Mama gezeigt
Mein Fazit ist also.. Stolz war er nur auf die selbst entwickelten "Modelle" und dabei hatte er auch das meiste gelernt. Und ich war überascht, dass so ein kleiner Kerl so schnell auf solche Ideen kommt
Später habe ich dann mit ihm zusammen einen Flaschenzug gebaut, er fand das grandios und hat dann gleich seine "schweren" Spielzeugautos hochgezogen..

Also für mich macht halt genau das FT aus, mich interessieren keine Originalgetreuen Modelle, sondern es kommt für mich nur auf die technische Umsetzung an.
Ein Bagger muss für mich nicht genau so aussehen wie ein Bagger, aber genau so funktionieren.
Liebe Grüße
Thomas

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steffalk
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Re: Zukunft von ft?

Beitrag von steffalk » 24 Jan 2014, 11:17

Tach auch!

Jetzt muss ich doch auch mal meinen Senf zu all dem geben. Also ein paar Statements - alles ist natürlich nur meine persönliche Meinung:

1. Der wichtigste Punkt ist meiner Ansicht nach, sich überhaupt kreativ selbst oder in Gruppen zu beschäftigen. Ob ich das mit fischertechnik, Lego oder was auch immer mache, ist zweitranging. Zunächst die Freude am Bauen und Spielen, später das Tüfteln und Durchhalten bis zum funktionierenden Modell sind überall möglich.

2. Das gesagt, sehe ich den Unterschied zwischen fischertechnik und Lego - früher noch stärker als heute - in der Entscheidung zwischen "möglichst wenige, sehr gut durchdachte, flexibel nutzbare Teile" und "Spezialteile für alles und jedes, und wenn's nur ein in einem bestimmten Winkel gebogener Kotflügel für ein einziges Modell ist". Historisch hatten fischertechnik und Lego in den Anfängen nur wenige Bauteile, aber bei fischertechnik eben ganz dramatisch besser für Modellbau anstatt nur für hübsch anzusehende Standmodelle geeignet. Später kam Lego Technic dazu, und heutzutage können wir wohl vor den Modellbauern beider Fraktionen tief den Hut ziehen, wenn wir die sagenhaften Modelle betrachten, die da gebaut wurden.

3. Die vielen Teile bei Lego würden mich vermutlich an den Rand des Wahnsinns treiben. Mir persönlich gibt es bei ft schon viel zu viele entbehrliche Spezialteile. Ich stehe wie schon erwähnt auf so wenige verschiedene Teile wie nur irgend möglich, die aber super durchdacht. Gute Beispiele dafür finde ich den Grundbaustein selbst, aber auch z.B. den Werdegang der Gelenkbausteine von 1968 bis heute. Weitere finden sich in den "Perlentauchen"-Beiträgen der ft:pedia. Um alle Bereiche wie Mechanik, Elektrik, Elektronik, Pneumatik, Computerei abzudecken, kommen auch so schon unübersichtlich viele Teile zusammen. Als Negativbeispiel würde ich die heutigen ganz kleinen Kästen ansehen: Da sind aus Mechanik und Statik so viele verschiedene Teile drin, dass man durch Besitz eines solchen Kastens nicht schlau aus den Gedanken dahinter wird und gar nicht erkennen kann, wie das fischertechnik-"System" aufgebaut ist. Früher war das anders, da hatten die Mitbringsel-Kästen ganz überschaubar wenige verschiedene Teile.

4. Farben. Was hab ich nicht schon geschimpft und mich geärgert. Immer wenn ich von einer Farbe keine Teile mehr habe, muss ich das Modell farblich damit versauen, dass ich andere Farben verwende, weil ich von denen halt noch Teile habe. Ich will aber Modelle bauen und habe nicht das geringste Interesse, Geld und Platz dafür zu verschwenden, meinen Teilebestand mehrfach anzuschaffen, nur damit ich ja von jeder Farbe genug habe. Das ärgert mich jedes Mal, wenn wieder mal eine neue Farbe bei fischertechnik auftaucht. Wegen mir könnten wir gerne bei den früher verwendeten Farben - grau und rot und gut ist's - bleiben. Das grau ist wenigstens ordentlich fotografierbar; wenn ich ein Detail in einem mit aktuellen Teilen hergestellten Modell aufnehmen will, fotografiere ich immer in ein schwarzes Loch hinein und man erkennt kaum Details.

6. Modellkästen vs. Teilebestands-Kästen. Das ist klar Marketing-bedingt und möglicherweise unumgänglich, aber dennoch finde ich Kästen mit der Aufschrift "600 Teile - 3 Modelle!" schon arg bedenklich. Wie wäre es mit einer Wiederbelebung von "60 Teile - 100 Modellvorschläge und Grenzen nur durch die Phantasie"? Das ist natürlich nur möglich, wenn 3. erfüllt ist und wir wirklich wenige verschiedene, aber eben intelligent erdachte Teile haben. In diesem Punkt kann Lego wohl mit fischertechnik nicht mithalten.

7. Der Computing-Hype. Es kommt mir so vor, wie wenn es heutzutage nur darum ginge, in Richtung Computing, Robotik, Sensoren, Bildverarbeitung und anspruchsvollster Informatik tätig zu werden und die Bauteile nur zum Zusammenleimen der Computing-Elemente zu benutzen. Ebenso scheint keine Aufgabenstellung zu einfach, um sie nicht mit einer Black Box mit ein paar Milliarden Transistoren zu erschlagen, und sei es nur das Einschalten eines Motors beim Drücken eines Tasters. Gibt's eigentlich noch was anderes als diese erheiternde Featuritis beim Computing? Müssen sich Gespräche über ft-Modelle wirklich darauf beschränken, was für ein Prozessor da in welcher Sprache programmiert wird und über was für ein Bussystem die Sensoren angeschlossen sind? Natürlich ist Computing eine ganz formidable Erweiterung des fischertechnik-Horizonts, aber solange ein Interface auch mobil offline seine Arbeit verrichten kann, sind Details wie sein Zeitraster und dergleichen doch wirklich nichts, was einen fischertechniker beim Lösen von Modellproblemen aufhalten sollte, sondern bloß Details, die mit dem technischen Fortschritt von ganz alleine obsolet werden. Das bringt nur neue Quantitäten ins System, aber doch keine grundsätzlich neue Qualität.

8. Die Entwicklung des fischertechnik-Systems und seine Zukunft. Da muss ich sagen, erfreuen mich die Neuvorstellungen der letzten Jahre ganz außerordentlich. Und auch die neuen Teile und Kästen dieses Jahres ermutigen mich enorm. Endlich wieder ein richtiger Elektronik-Kasten! Lang möge er im Programm bleiben! Das neue Interface liefert für die Computing-Fans die so sehr vermissten Featureversprechen des TX nach. Kugelbahnen kann man auch aus Standardteilen wunderbar bauen, aber die Kugelbahn-Schienen sind doch für so viel mehr als nur für Kugelbahnen zu verwenden und in diesem Sinne eine wirkliche Bereicherung. Ich glaube, die fischertechnik-Macher hören in den letzten Jahren viel mehr auf Stimmen der Community, wie hier aus dem Forum oder durch Besuche auf der Convention und hoffentlich noch aus vielen anderen Quellen. Ein hervorragendes Beispiel dafür war wohl auch der jüngste Kompressor, der wirklich alle Wünsche der Fans super erfüllt. Herz, was willst Du mehr? Um die Zukunft von fischertechnik mache ich mir derzeit nicht die geringsten Sorgen. Wir wollen und werden Lego nicht platt machen ;-), da sind ein freundschaftlicher und zielführender Wettbewerb und die gegenseitige Befruchtung mit Ideen doch genau das Salz in die Suppe. Weiter so, fischertechnik!

Viele Grüße,
Stefan

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GROSS+klein
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Re: Zukunft von ft?

Beitrag von GROSS+klein » 24 Jan 2014, 11:41

Ich kann Stefan nur in allen Punkten zustimmen :!:
Liebe Grüße
Thomas

JaSpiel
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Re: Zukunft von ft?

Beitrag von JaSpiel » 24 Jan 2014, 13:34

Ook ik deel het verhalende overzicht van Stefan Falk.

Gruss aus die Niederlande.
Jack

Tuxee
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Re: Zukunft von ft?

Beitrag von Tuxee » 24 Jan 2014, 13:42

steffalk hat geschrieben:Tach auch!

Jetzt muss ich doch auch mal meinen Senf zu all dem geben. Also ein paar Statements - alles ist natürlich nur meine persönliche Meinung:
[schnipp]

Stefan
Sehr schöne Zusammenfassung. Für mich ist die Kugelbahn-Schiene bei weitem das Gelungenste seit langem. Dieser eine Teil stellt eine ungemeine Bereicherung dar - und die Kugelbahnen kommen bei meinen Kindern extrem gut an.
(Was die Farben angeht: Weniger wäre mir auch lieber - warum gibt es die Kugelbahnschiene schon wieder in 2 Farben? Im rein rot-grauen System lassen sich etwa Statik und "normale" Teile viel ansprechender kombinieren.)

Gregor

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steffalk
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Re: Zukunft von ft?

Beitrag von steffalk » 24 Jan 2014, 17:50

Tach auch!

Ergänzend möchte ich noch sagen, dass mehr Bauteile-Vorrats-Kästen anstatt Modell-Kästen noch einem hässlichen Effekt entgegenwirken würden: Dem Verschwinden wichtiger Standardteile aus der Verfügbarkeit, nur weil sie in den gerade aktuellen Modellkästen nicht verwendet werden. Siehe auch das diesbezügliche Editorial der ft:pedia 4/2013, dessen Auflistung sich ja durchaus noch traurig um weitere "verstorbene" oder zumindest "abwesende" Teile erweitern ließe.

Gruß,
Stefan

BVBauz
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Re: Zukunft von ft?

Beitrag von BVBauz » 24 Jan 2014, 22:07

Hallo Stefan,

du hast mich voll und ganz aus Seele gesprochen. Ich vermisse bei vielen Neuteilen auch die Multifunktionalität wie sie früher bei vielen Teilen normal war. So Sachen wie der Bedienhebel beim Pneumatik Ventil der nicht FT tauglich ist, hätte es früher wohl nicht gegeben. Obwohl ich die Jet der 70er oder 80er als das Negativbeispiel der Spezialteile sehe. Aber die Kugelschiene ist eine nette Erweiterung mit hohem Spielwert, die man auch für andere Sachen verwenden kann. Aber warum grün oder blau? Lieber in rot. Als neues Teil 2014 scheint es ja eine Weiche oder zwei auf eins Stück für die Kugelbahn zu geben. Auch eine gute Idee, aber ein sehr spezielles Teil. Beim Elektronik Kasten bin ich auf die Teile gespannt. Das die Traktor Reihe fortgesetzt wird finde ich gut.

Als wichtigstes Spezial-Neuteil für die Zukunft halte ich eine stabile angetriebene (gefederte) Lenkachse die universell einsetzbar ist als dringend notwendig, da dadurch der Bereich Fahrzeuge mit Fernsteuerung einen Schub bekommen würde. Am besten mit einem kompakten Differenzial ähnlich dem 80er Jahre Modell nur mit Rastachsenanschluß und für beide Achsen.

Wenn ich so auf meine FT Zeit zurückdenke, kann ich die Modelle die ich rein nach Bauanleitung aus einen Kasten gebaut habe auf 10 bis 20 Stück begrenzen und dazu gehören schon die zwei Klassik Modelle dazu die ich habe. Der Rest würde von mir selbst entwickelt und gebaut. Auch wenn die Modellübersichtshefte der 70er Jahren Kästen mir immer wieder Hilfestellung gegeben haben. Schon aus der Notwendigkeit heraus aus den wenigen Teilen möglichst viel zu machen ging man sehr sparsam mit Teilen um. Auch fehlten mir oft die neuen Teile die in den Vorlageheften von FT zu sehen waren und musste die durch andere Teile ersetzen. Ich habe Wochen damit zugebracht aus den Fahrerhausteilen der Start Kasten Reihe eine amerikanische Sattelzugmaschine mit Haube zu bauen. Und wie Stolz war ich als die Vorderachse auch wirklich aus dem Fahrerhaus über eine Kette gesteuert werden konnte.

Durch das zusammensetzen nach Anleitung und das fertige Modell dann hinzustellen lernt man recht wenig. Für den schnellen Spielerfolg aber heute wohl notwendig. Erst durch eigene Kreativität erlernt man für später, selbst mit technischen Problemen zurecht zukommen.

Gruß Markus

sven
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Re: Zukunft von ft?

Beitrag von sven » 24 Jan 2014, 22:20

Hallo!

Warum es die Laufschienen in blau und grün gibt?
Ich denke das kann man ganz einfach erklären:
Im TX Electro Pneumatic sind die blauen Schienen. Was ich auch sinnvoll finde, denn Luft ist blau.
Das passt einfach von der Farbe und sieht bei so Computing/Industriemodellen einfach besser aus als grün.
Bei den Kugelbahnen passt grüne einfach fantastisch, da fände ich blau doof.
Das ist schon OK so wie es ist.

Das ist genauso wie mit den grünen Streben in Profi Oeco Energy.
Natur = grün
Die grünen Streben passen perfekt, hier wären gelb oder schwarze total fehl am Platz.
Außerdem sehen die Modell so vie ansprechender und moderner aus.

Gruß
Sven
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Getriebesand
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Re: Zukunft von ft?

Beitrag von Getriebesand » 06 Feb 2014, 17:10

Hallo

Die Farben sind gut, solange es die Teile auch in Rot/Schwarz/Gelb gibt.
Manche Modelle werden durch farbige Teile schöner bzw. attraktiver, manche durch
Farben "versaut".

mfg Getriebesand

Chris
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Re: Zukunft von ft?

Beitrag von Chris » 19 Feb 2016, 14:40

Ich besitze sowohl fischertechnik als auch Lego (aber kein Lego Technik), und ich schätze beides. Von Lego-Bashing bin ich weit entfernt. Einen wesentlichen Vorteil von fischertechnik möchte ich aber schon hervorheben, und ich wundere mich, dass der noch nicht genannt wurde. Jedenfalls habe ich noch nichts dergleichen gelesen.

Beim fischertechnik-System gibt es kein oben und kein unten, und das Raster ist in alle Richtungen gleich, nämlich 15 mm × 15 mm × 15 mm. Das Raster bildet also einen Würfel.

Bei Lego ist das anders. Der offensichtlichere Teil ist, dass ein Legostein oben Noppen und unten Löcher hat und man nicht einfach einen Baustein anders rum verbauen kann. Das erhöht die Teilevielfalt − Giebelsteine etwa gibt ein der klassischen Ausführung für Hausdächer und − mit vertauschten Noppen/Löchern − für »Negativdächer«. Auch das Kippen der Bausteine um eine horizontale Achse geht nicht so ohne weiteres. Es gibt zwar sogenannte »SNOT-Konverter« (SNOT = studs not on top), aber das sind wiederum Spezialbausteine, die im fischertechnik-System schlicht unnötig sind.

Der weniger offensichtliche Teil ist, dass das Lego-Raster nicht in alle Richtungen gleich ist. Ein 1 × 1-Lego-Grundbaustein ist 8 mm × 8 mm × 9,5 mm groß; das Raster bildet also keinen Würfel wie bei fischertechnik, sondern einen Quader. Verwendet man die oben genannten SNOT-Konverter, so dreht man für die angebauten Steine, und nur für diese, das Raster mit. Man hat also unter Umständen innerhalb eines Lego-Bauwerks mehrere inkompatible Raster.

Ich könnte mir vorstellen, dass dies eine nennenswerte Schwierigkeit beim Bauen mit Lego ist (die bei fischertechnik grundsätzlich nicht auftritt). Kann dies jemand bestätigen (oder dementieren)? Danke!

ErwinG
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Re: Zukunft von ft?

Beitrag von ErwinG » 19 Feb 2016, 16:25

Hallo Chris,
Ich könnte mir vorstellen, dass dies eine nennenswerte Schwierigkeit beim Bauen mit Lego ist (die bei fischertechnik grundsätzlich nicht auftritt).
Da du dich in beiden Systemen auskennst müßtet du das doch zumindest für die selbst bestätigen können, oder nicht?

Ansonsten geht mir als FTler die ewige "FT ist besser als LEGO-Attitüde" gehörig auf den Geist. Mir scheint, da steckt bei einigen FTlern ein Minderwertigkeitskomplex dahinter, weil LEGO nun einmal bekannter und weiter verbreitet ist. Beide Systeme sind auf dem Markt und haben ihre Fans. Und das ist auch gut so.

Mal ein Nachteil von FT: Die beworbenen Features des TX- und TXT-Controllers sind nach über einem Jahr immer noch nicht vollständig implementiert.

ErwinG

Kilian
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Re: Zukunft von ft?

Beitrag von Kilian » 19 Feb 2016, 16:45

Jetzt muss ich zu einem Punkt doch auch meinen Senf dazu geben - nämlich der Farbgestaltung:

Aus meiner Sicht ist einer der Hauptgründe, dass Lego erfolgreicher als FT wurde, die Tatsache, dass sie Ihre primäre Zielgruppe -> Kinder <- viel früher, viel besser abholen!

Auch ich halte FT für das am Ende "mächtigere" System, mit dem man viel mehr Aspekte der Technik erlernen kann - aber machen wir uns doch nichts vor: Zu dem Zeitpunkt, wo diese Unterschiede zum Tragen kommen, ist die Entscheidung für das eine oder andere System längst 6 Jahre her! Wer kennt denn 4jährige, die nicht mit Lego Duplo gespielt und gebaut haben?

Und das geht m.E. bei den 6 und 8-jährigen fröhlich weiter: Wenn ich Kinder in dem Alter im Spielzeuggeschäft beobachte, dann stehen die vor den coolen Starwars-Gerätschaften und machen "PIU! PIU!" und "Bzzzzz". Und bei Fischertechnik? Nunja... es ist eben, was es ist - technisch.

Ich glaube, das FT sich einen riesen Gefallen tun würde, wenn Sie für diese Gruppe (also die 6-8jährigen Einsteiger!) das Spielzeug so spannend wie möglich gestalten würden. Und das heist ganz klar: Mehr Farbe. Das muss sicher nicht Legoartig ausarten (300 Farben oder was haben die?), aber rot, grün, blau, gelb, schwarz, weiss, grau wäre sicher ein Gewinn. Und wenn man dann darauf achtet, in dieser Zielgruppe optisch ansprechende Modelle anzubieten, wird es für Papa gleich viel einfacher, sich gegen den "X-Wing"-Wunsch durchzusetzen.

Das Thema "Funktionsmodelle" betrifft doch primär uns, die wir schon viele Jahre bzw. Jahrzehnte Erfahrung haben. Und wenn ich nur in einer Farbe bauen will, dann kaufe ich eben nur die, fertig.

Also mein Fazit: Ja, für uns Erwachsene brauchts eher die Technik und weniger Farbe, um aber im Markt erfolgreich zu sein, muss ich sehr viel früher die Kinder da abholen, wo sie stehen - sonst sind die längst zu Lego abgebogen, bevor es bei FT interessant wird.
Beste Grüße
Kilian

sven
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Re: Zukunft von ft?

Beitrag von sven » 19 Feb 2016, 22:01

Hallo!

@Killian:
Genauso sehe ich das auch. Farben sind wichtig.
Mit grauen, tristen Bausteinen holt man heute kein Kind mehr ans ft.
Früher war Lego auch schon bunt, aber es war ne ganz andere Zeit.
Da spielten die Kinder ganz anders als heute.

ft geht ja aktuell schon den richtigen Weg.
Das Grün und auch das Silber sind tolle Farben. Die bringen richtig Schwung ins System.

Gruß
Sven
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Carrera124
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Re: Zukunft von ft?

Beitrag von Carrera124 » 20 Feb 2016, 02:02

Chris hat geschrieben: Der weniger offensichtliche Teil ist, dass das Lego-Raster nicht in alle Richtungen gleich ist. Ein 1 × 1-Lego-Grundbaustein ist 8 mm × 8 mm × 9,5 mm groß; das Raster bildet also keinen Würfel wie bei fischertechnik, sondern einen Quader. Verwendet man die oben genannten SNOT-Konverter, so dreht man für die angebauten Steine, und nur für diese, das Raster mit. Man hat also unter Umständen innerhalb eines Lego-Bauwerks mehrere inkompatible Raster.

Ich könnte mir vorstellen, dass dies eine nennenswerte Schwierigkeit beim Bauen mit Lego ist (die bei fischertechnik grundsätzlich nicht auftritt). Kann dies jemand bestätigen (oder dementieren)? Danke!
Jein. Ab Ende der 90er Jahre hat Lego ja die noppenlosen Technic-Liftarme eingeführt. Zuerst haben die die klassischen genoppten Technic-Elemente ergänzt, aber seit 2003sind die Technik-Modelle zu mehr als 90% aus diesen Liftarmen aufgebaut. Die althergebrachten Technicsteine mit Noppen kommen zumindest bei Technic-Sets nur noch in geringen Mengen zum Einsatz.
Und der (nie kommunizierte, aber offensichtliche) Grund war das von dir erwähnte Rasterproblem. Solange man sich auf die Liftarme beschränkt, bewegt man sich in einem quadratischen bzw. Würfel-Raster, und kann auf engstem Raum sehr komplexe technische Funktionen bauen.
Es gibt also gewissermaßen zwei Entwicklungsstufen von Lego Technic, oder zwei Systeme. Eines vor 2003 und eines nach 2003. Über Verbinder kann man beide Welten koppeln - wenn man die Möglichkeiten des Würfel-Rasters intensiv nutzt, kann man die alten Steine aufgrund deren Quader-Rasters aber kaum sinnvoll integrieren. Die werden meisten nur zum anbringen von Deko-Baugruppen benutzt: Kühlergrill, Stoßstange, etc.
Ebenso einher ging damit ein neues Konstruktions-Paradigma. Das klassische Lego-Set wurde und wird i.d.R. in mehreren Schichten/Ebenen von unten nach oben gebaut. Und die einzelnen Schichten von innen nach außen. Die alten Technic-Sets machten da keine Ausnahme.
Die neuen Technic-Sets werden eher kugelförmig oder rundstäbchenförmig von innen nach außen gebaut, und nicht mehr schichtweise von unten nach oben. Ich persönlich komme damit nicht gut zurecht. Das neue System bietet zwar tolle technische Möglichkeiten, ist aber für meinen Geschmack weniger intuitiv und problematischer, wenn man Eigenkonstruktionen per try&error baut. Da bleibt es ja nicht aus, dass man während des Bauprozesses nochmal Fehler korrigieren muss. Bei der klassischen Bauweise ist das meistens halbwegs gut machbar, man kommt an innere oder tief versteckte Baugruppen gut heran. Beim neuen System laufen die Verstrebungen in alle 3 Dimensionen kreuz und quer - um da an eine Baugruppe im inneren heranzukommen, muss man das gebaute manchmal wieder sehr tiefgreifend zerlegen.
ErwinG hat geschrieben: Ansonsten geht mir als FTler die ewige "FT ist besser als LEGO-Attitüde" gehörig auf den Geist. Mir scheint, da steckt bei einigen FTlern ein Minderwertigkeitskomplex dahinter, weil LEGO nun einmal bekannter und weiter verbreitet ist. Beide Systeme sind auf dem Markt und haben ihre Fans. Und das ist auch gut so.
Da stimme ich voll und ganz zu. Ich kann mir z.B. kaum vorstellen, dass Lego demnächst einen 3D-Drucker auf den Markt bringt wie FT einen angekündigt hat. Bei Lego ist die Technic-Abteilung anteilsmäßig am Gesamtsortiment nicht mehr so dominant wie früher, sondern nur noch eine - mutmaßlich eher unbedeutende - Themenwelt unter vielen. Das Geld wird gemacht über Star&Wars, Marvel, Friends und diesen Fantasy-Kram. Ninjago, Nexo Knights oder wie diese hässlichen Bratzen heißen. Mein Fall ist das alles garnicht, aber bei der Zielgruppe kommt es wohl blendend an. Was mich im aktuellen Lego Sortiment anspricht, sind einzig und allein die Eisenbahn (die seit Jahren nur noch sehr stiefmütterlich behandelt wird) und Mindstorms. Und seit der Spielwarenmesse der Porsche 911 als Technic-Modell. Obwohl ich mir eigentlich fest vorgenommen hatte, keine modernen Technic-Sets mehr zu kaufen...

Chris
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Re: Zukunft von ft?

Beitrag von Chris » 22 Feb 2016, 09:05

Hallo Carrera124,

vielen Dank für die umfangreiche Darstellung! Da ich, wie erwähnt, kein Lego-Technic habe, weder das mit den Noppen noch das mit den Liftachsen (und nie verwendet habe), war mir das alles nicht bekannt.

Loisl-52
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Re: Zukunft von ft?

Beitrag von Loisl-52 » 22 Feb 2016, 19:31

Ich denke, ein Grund ist auch, dass LEGO seine Kunden ja schon praktisch im Babyalter hat.
"LegoDUPLO" ist m. W. ab 3 Jahre. Wer mal damit angefangen hat, wird später schwer zu einem Umstieg
zu bewegen sein.

Hier fehlt es FT halt.

Friedrich
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Re: Zukunft von ft?

Beitrag von Friedrich » 22 Feb 2016, 22:32

Loisl-52 hat geschrieben:Ich denke, ein Grund ist auch, dass LEGO seine Kunden ja schon praktisch im Babyalter hat.
"LegoDUPLO" ist m. W. ab 3 Jahre. Wer mal damit angefangen hat, wird später schwer zu einem Umstieg
zu bewegen sein.

Hier fehlt es FT halt.
Das gabs bei Fischertechnik ja auch schon mal alles, sogar für Babys waren Artikel auf dem Markt.
Hat sich aber anscheinend nicht so durchgesetzt.

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H.A.R.R.Y.
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Re: Zukunft von ft?

Beitrag von H.A.R.R.Y. » 23 Feb 2016, 10:45

Loisl-52 hat geschrieben:Ich denke, ein Grund ist auch, dass LEGO seine Kunden ja schon praktisch im Babyalter hat.
"LegoDUPLO" ist m. W. ab 3 Jahre. Wer mal damit angefangen hat, wird später schwer zu einem Umstieg
zu bewegen sein.
Das liegt an den Eltern nicht an den Kids! Gib dem Lego(Duplo)-verwöhnten Nachwuchs früh genug ft und das wird auch erkundet.

Grüße
H.A.R.R.Y.
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Chris
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Re: Zukunft von ft?

Beitrag von Chris » 23 Feb 2016, 16:50

Der Thread heißt »Zukunft von ft?«, und für die Beantwortung dieser Frage es kristallisieren sich für mich mehrere Dinge heraus, die sich in weiten Teilen überschneiden:

Kinder. Es gab tatsächlich einmal ein Kinderprogramm für Kinder ab 3 Jahren (in späteren Katalogen ab 4 Jahren. »fischerform« lasse ich jetzt einmal weg). Es scheint nicht der große Renner gewesen zu sein. Grundsätzlich halte ich aber Programm für Kinder dieses Alters für wichtig. Ich glaube, man hat das damals von der falschen Seite angepackt, und man könnte es besser machen.

Farben. Klassischerweise gab es die Farben grau (Grundbausteine), rot (Winkelsteine, Riegel und andere Sonderbausteine) und schwarz (zuerst nur die Zapfen und Reifen, ab Mitte der 1970-er auch Zahnräder etc.). In den 1990-ern wurde es bunt, allerdings lässt die Farbgestaltung zu wünschen übrig. Viele Teile gibt es aktuell nur in einer einzigen Farbe, und die damit gebauten Modelle sind entsprechend schrill und »unwirklich«. Ich wünsche mir, dass die meisten Bauelemente in allen Grundfarben lieferbar sind. Fünf Grundfarben sollten genügen, und zwei, drei Spezialfarben für ausgewählte Bauteile können dazukommen. Als Vergleich möchte ich das Lego der 1970-er heranziehen: da gab es die Grundfarben weiß, rot, blau, gelb und schwarz, sowie die Sonderfarben grau, grün und klar (= durchsichtig). Die allermeisten Bauteile gab's in allen Grundfarben; grau gab's nur für Drittelsteine und Platten, grün nur für flexible Grundplatten und Bäume, und klar für wenige ausgewählte Bausteine. Das war's, und meiner Meinung nach genügt das.

Miniaturisierung.
Da ist schon viel passiert, man vergleiche etwa den ursprünglichen Gelenkstein (45 mm × 15 mm × 15 mm) mit dem aktuellen (15 mm × 15 mm × 15 mm). Ein anderes Beispiel ist das Differential. Diesen Weg sollte man konsequent vorantreiben. Nicht nur für bewegliche Bauteile.

Reaktivierung nicht mehr erhältlicher Bauteile. Kennt noch jemand die Kreuzknotenplatte? Oder die anzuklipsenden Bauplatten samt Flach- und Winkelklammern? Das würde ich gerne wieder haben.

Häuser bauen. Ansätze gab es ganz zu Beginn, etwa mit der Zusatzpackung »Firste, Giebel und Schornsteine«, oder »Fensterläden, Flachsteine 30 klar«. Ich würde mir wünschen, mit fischertechnik ansprechende Häuser bauen zu können. Das schreit nach neu zu entwickelnden Bauteilen (müssen ja nicht viele sein) und nach Farben, und nach Miniaturisierung, siehe oben.

Eisenbahn. Das gab es auch schon, mit Modelleisenbahnschienen. Das meine ich aber nicht. Ein einfaches Schienensystem (Gerade, Kurven, Weichen), um darauf rollendes Material aus ft bewegen zu können, müsste genügen. ft hat die genialen Kugelbahnschien herausgebracht, warum nicht also auch Eisenbahnschienen?

Und nicht zuletzt:

fischertechnik muss der Firma Fischer Geld einbringen. Es ist zwar grundsätzlich sympathisch, aus einer geringen Teilevielfalt immer wieder etwas Neues zu bauen; das würde auch bedeuten, dass man bald alle Teile hätte, die man für alle Zukunft braucht. Aber was hätte die Firma Fischer davon? fischertechnik kann nur existieren, wenn es gekauft wird. Zum Beispiel wegen all die Dinge, die ich oben genannt habe.

Carrera124
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Re: Zukunft von ft?

Beitrag von Carrera124 » 23 Feb 2016, 17:21

Die beiden letzten Punkte halte ich für einen Widerspruch. Mit Eisenbahnen ist heute im Kinderzimmer kaum noch Staat zu machen, geschweige denn Geld. Da reicht ein Blick zu Lego und Playmobil ;) bei beiden Firmen läuft das Eisenbahn-Thema nur noch sehr stiefmütterlich. Es gibt alle paar Jahre ein paar neue Zugpackungen, mehr nicht. Bei Lego gibt es dazu gerade noch einen Bahnhof, aber sonst keine Einzeltsets. Bei Playmobil kann man sich immerhin einzelne Waggons übers Service-Programm bestellen. Alles in allem kein Vergleich mit dem, was beide Firmen von 1980 bis ca. zur Jahrtausendwende angeboten haben.
Off-Topic: Ich finde es übrigens ganz witzig, dass sowohl Lego als auch Playmobil jeweils 1980 mit ihren Eisenbahnprogrammen an den Start gingen ;) bei Playmobil erstmalig, bei Lego mit einer kompletten Runderneuerung. Fischertechnik war ein Jahr zuvor mit der Bauspielbahn groß aktiv, der Wechsel von den 70er in die 80er Jahre muss eine gute Zeit dafür gewesen sein.

Ich denke, mit der Kugelbahn hat Fischertechnik hier ein sehr gutes System-Äquivalent für sich gefunden: nimmt nicht soviel Platz weg wie eine Eisenbahn, weil man auch in die Höhe bauen muss. Dann ist das ganze modular erweiterbar und mit Bewegung, spricht Action, verbunden. Und zu guter letzt - bei den Mitbewerbern lassen sich Kugelbahnen kaum (Playmobil) oder nur mit größerem Aufwand (Lego) umsetzen. Es gibt ein paar wenige Könner die irrwitzige Maschinen bauen, aber für den normalen Hausgebrauch ist das eher schwierig zu realisieren:
https://www.youtube.com/watch?v=fcumOe4KkWk

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