3D Drucker mit Photopolymerharz - Erfahrungen?

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sven
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3D Drucker mit Photopolymerharz - Erfahrungen?

Beitrag von sven » 07 Mär 2021, 18:19

Hallo!

Hat jemand Erfahrungen mit den 3D Druckern die mit Photopolymer Harz drucken?
Das ist ja eine Flüssigkeit anstatt Filment.
Da werden viel so Figuren für Brettspiele mit gedruckt.
Die Qualität scheint sehr gut zu sein und die Oberflächen sehr glatt.
Vor allem kann man auch sehr filigrane Dinge damit herstellen.
Das Material soll ABS ähnlich sein und auch für Industrieteile taugen.

Ich frage mich ob das ggf. auch für ft Teile ne gute Sache wäre.
So einen Drucker gibt es für 200 Euro und die Flaschen mit dem Druckmaterial sind auch erschwinglich.

Gruß
sven
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juh
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Re: 3D Drucker mit Photopolymerharz - Erfahrungen?

Beitrag von juh » 07 Mär 2021, 18:55

Hallo Sven,

nein, leider keine ersthand Erfahrungen. Aber resin pinter sind in der Tat den Filamentdruckern in das Billigpreissegment gefolgt, so dass die Frage auf der Hand liegt.

Die Oberflächen sehen tatsächlich sehr schick aus. Resin galt an sich eher als Anwendung für Zierobjekte, da es zu spröde für technische Anwendungen ist. Jetzt gibt es wohl (zu entsprechendem Preis) "tough resins", die besser sind, Stefan von CNCkitchen hat da einen guten Test: https://www.youtube.com/watch?v=Yjm7aRKISMI

Wäre also einen Versuch wert, aaaaber: Für mich pers. wäre die Sauerei das Killerargument. Du musst nicht nur mit dem flüssiggen Harz hantieren, sondern hast danach auch diverse Reinigungsbäder vor Dir, erinnert mich an das Entwickeln von Fotos oder Ätzen von Platinen. Definitiv also kein Drucker, den man mal eben neben seinen Bastelplatz stellt, es sei denn, der hat Laborbedingungen.

vg
Jan

Karl
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Re: 3D Drucker mit Photopolymerharz - Erfahrungen?

Beitrag von Karl » 07 Mär 2021, 18:57

Hallo Sven,
die Vergleiche interessant zu lesen,
https://www.techstage.de/ratgeber/uv-ha ... ch/4wgmhxp

Es gibt für die FDM-Drucker ja "Holz-Filamente", darüber habe ich noch nichts erfahren.

sven
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Re: 3D Drucker mit Photopolymerharz - Erfahrungen?

Beitrag von sven » 07 Mär 2021, 20:35

Hallo!
Wäre also einen Versuch wert, aaaaber: Für mich pers. wäre die Sauerei das Killerargument. Du musst nicht nur mit dem flüssiggen Harz hantieren, sondern hast danach auch diverse Reinigungsbäder vor Dir, erinnert mich an das Entwickeln von Fotos oder Ätzen von Platinen.
So wie ich das gelesen und verstanden habe muss man den fertigen Druck nur in Isopropanol (Alkohol) abwaschen.
Somit hat man da keine Säuren wie beim Platinen ätzen.

Tough Resi ist aber, wie ich das sehe noch mal teurer als das normale.
Aber letztendlich könnte das interessant sein, eben um hochqualitative Bauteile zu drucken.

Gruß
sven
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juh
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Re: 3D Drucker mit Photopolymerharz - Erfahrungen?

Beitrag von juh » 07 Mär 2021, 20:57

Jein. Soweit ich weiß ist der flüssige Ausgangsstoff kontaktgiftig oder allergen und sollte nur mit Einweghandschuhen und Schutzbrille gehandhabt werden, das betrifft auch das Entnehmen des fertigen Objekts. Das Isopropanol-Bad wird durch die Reinigung aufgrund der Resin-Reste zum Sondermüll, der entsprechend entsorgt werden muss. Also ganz so easy ist es leider nicht.

Edith ergänzt noch einen weiteren Aspekt: aufgrund des gänzlich anderen Druckverfahrens gibt es keinen Infill (das Ausfüllen massiver Körper mit Stützstrukturen zum Sparen von Filament und Druckzeit). Objekte müssen also entweder massiv gedruckt werden, oder bei der Konstruktion muss das Abfließen des flüssigen Resins aus den Innenräumen mitgedacht werden, was natürlich Löcher hinterlässt. Der Materialverbrauch ist also nicht 1:1 zum Filamentdruck und bei etwas masisveren Objekten wie z.B. den Grundplatten nicht unerheblich.

vg
Jan

sven
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Re: 3D Drucker mit Photopolymerharz - Erfahrungen?

Beitrag von sven » 07 Mär 2021, 22:04

Hallo!

Mhm, dann ist das nichts für den normalen Haushalt.
Wer will schon Sondermüll produzieren. Das müsste man in Kanistern abfüllen und zur Schadstoffsammlungen bringen. Machbar wäre das.
Aber da mit Schutzbrillen und Handschuhen hantieren müssen, nur wenn man mal ein Teil drucken will.

Da machen solche Drucker wohl nicht sehr viel Sinn.

Gruß
sven
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DirkW
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Re: 3D Drucker mit Photopolymerharz - Erfahrungen?

Beitrag von DirkW » 08 Mär 2021, 06:48

Hallo Sven,

habe mich auch mal solchen Druckern beschäftigt.

Ein weiteres großes Problem ist, das das Harz beim drucken auch stark riecht.
Da würde sich wohl nur ein gut belüfteter Keller anbieten. Ganz zu schweigen
vom Gesundheitsaspekt.

Grüße
Dirk

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Andre
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Re: 3D Drucker mit Photopolymerharz - Erfahrungen?

Beitrag von Andre » 02 Jan 2022, 16:52

Ich habe mir inzwischen so einen Kunstharzdrucker zugelegt. Ausprobiert soll er kommende Woche werden.

Aus meiner Sicht optimal ist so ein Drucker für tranparente Teile, wie die Gehäuse für die alten Fischertechnik-Elektronik Bausteine (sowohl das Unterteil bei den Silberlingen, als auch z.B. beim IC-Praktikum). Es gibt inzwischen ultraklares Resin (wichtig: Da es nicht so gut UV absorbiert, braucht man einen Resindrucker mit Monoscreen. Außerdem sollte die Temperatur 30-35°C beim Drucken betragen; eine Bauraumheizung ist da zu empfehlen).
Auch das Material, das Fischertechnik selbst bei den transparenten Teilen eingesetzt hat, ist natürlich brüchiger als Nylon - häufig sind die Federn dieser alten Gehäuse angeknakts. Das macht es ja so interessant, sich bei Bedarf neue drucken zu können. Mit inwischen sehr günstiger PCB-Fertigung kann man natürlich dann auch eigene Module ergänzen. Z.B. ein Mosfetmodul zur Ansteuerung von Lightstrips, eine Doppel-H-Bridge zur Motorsteuerung (hat mich damals immer gestört, dass man mit dem "Leistungstreiber" nicht die Drehrichtung ändern kann). Auch zusätzliche IC-Module wären cool, auch für 16 oder 18-polige ICs. Hab mich damals immer geärgert, die Sachen aus Jean Pütz Einführung in die Digitalelektronik nie umsetzen zu können, weil das FT-IC-Modul so teuer war. Es zwar diese netten Steckbords, aber das passt irgendwie vom Stil nicht zu Fischertechnik (und war damals auch nicht im Budget) ...

Auch ein neues Gehäuse für einen Controller für den 3d-Drucker wäre nice. Ein moderneres 32-bit board von SKR, z.B. ein SKR mini e3 mit leisen Schrittmotortreibern hätte was... Mit der Backslash-Kompensation in Marlin sollte der Drucker zudem deutlich bessere Ergebnisse liefern. Auch ein FT-kompatibles Gehäuse für ein Display hätte was. Alles Teile ohne große mechanische Beanspruchung, die kein spezielles Resin benötigen.

Generell scheint mir ein Resindrucker das richtige, wenn man präzise Teile braucht. Spezielle Resinsorten sind zwar etwas teurer - aber wir wollen Fischertechnik ja nicht ersetzen und anfangen, Grundbausteine zu drucken - oder gar ne 1000er Grundplatte (die würde eh in keinen Hobby-Resindrucker passen).

Was das Thema Sondermüll angeht: Nur im nicht ausgehärteten Zustand. Ausgehärtet ist es Restmüll.
Das gilt auch für das Isopropanol: Das kommt in einem transparenten, geschlossenen Container für 1-2 Tage auf den Balkon. Das Sonnenlicht härtet das darin gelöste Resin, das ausflockt. Das Isopropanol gießt man dann durch einen Filter wieder in einen Kanister - und verwendet es erneut. Wegen der Verdunstungsverluste muss man noch etwas frisches Isopropanol dazu geben, aber ansonsten ist es ein Kreislauf.
Eine flache Kiste mit dem Küchenpapier, dem Filter und den Einweghandschuhen auf dem Balkon sorgt dafür, dass sich auch das alles von Sondermüll in Restmüll verwandelt.

Natürlich braucht man einen gut belüfteten Raum. Keller wäre nicht das richtige... Ich habe das Glück, ein kleines Gäste WC mit Fenster im Erdgeschoss zu haben. Zwei Holzleisten links und rechts neben der Toilette montiert, eine Holzplatte drauf - fertig ist das CNC WC (als homage an den Youtubekanal CNC Kitchen).
Was Atemschutz angeht: Ich habe Schlafapnoe. Einfach zwei Extraschläuche nehmen, um das Beatmungsgerät außerhalb des WC aufzustellen, Maske auf - und keinerlei Ausdünstungen erreichen die Lunge. Für diesen Zweck habe ich mir sogar extra ein gebrauchtes CPAP bei eBay erstanden - für 50€ mit zwei Masken. Solche Angebote finden sich immer wieder, da die Geräte der strengen Überwachung und Überprüfung als Medizinprodukt unterliegen. Schließlich sollen sie eigentlich im Schlaf betrieben werden - raucht da die Elektronik ab, könnte das tödlich enden. Das hindert einen aber nicht, so ein Gerät mit abgelaufener Zulassung im wachen Zustand zur Luftzufuhr bei Arbeiten einzusetzen. Schließlich kann man im Wachzustand jederzeit die Maske abreißen und den Raum verlassen, falls das Gerät fehl funktioniert.

Das größte Problem ist natürlich die Zeit. Vor allem, um das Konstruieren erst einmal zu lernen...

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Re: 3D Drucker mit Photopolymerharz - Erfahrungen?

Beitrag von atzensepp » 02 Jan 2022, 19:42

Resin-Drucker sind was die Genauigkeit angeht deutlich besser als die Filament-Drucker. Für viele kleine Teile komme ich mit meinem 3D-Drucker an die Grenze, wobei vermutlich da noch Einiges an Tuning gehen müsste.
Ich habe auch daran gedacht, mir einen optischen 3D-Drucker zuzulegen. Die sind inzwischen bezahlbar. Aber der stechende Geruch des Harzes hat mich bisher davon abgehalten. Ein Arbeitskollege hat mal Einen bestellt und ihn wieder zurückgegeben, da er (und seine Familie) mit dem Geruch nicht klar kam.
Wenn mal weniger geruchsintensive Harze kommen sollten werde ich es mir überlegen.
Ansonsten müsste man über eine Kapselung und Belüftungsanlage nachdenken. Der Aufwand ist dann doch heftig. Besser man hat eine Werkstatt.
Auf jeden Fall wünsche ich Dir viel Erfolg mit dem Teil!

Wegen 3D-Konstruktion: ich verwende momentan FreeCAD aber es ist schon sehr mühselig mit den vielen Sketcher-Constraints.
Wahrscheinlich werde ich mal OpenSCAD probieren und für die schnelle Konstruktion zwischendurch Tinkercad.

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Re: 3D Drucker mit Photopolymerharz - Erfahrungen?

Beitrag von juh » 07 Jan 2022, 20:46

Hi Andre,

schön Dich hier mal wieder zu lesen! Und danke für die wertvollen Informationen zum Thema Sondermüll, das wäre an der Stelle ja schon mal eine Erleichterung. Die Anforderungen hinsichtlich des Arbeitsplatzes bleiben für mich persönlich aber derzeit trotzdem ein Killerargument.

Ich denke, es geht aber auch gar nicht um die Alternative Kunstharz vs. FDM, da beide Verfahren unterschiedliche Vorteile haben. Für mich ist schnelles Prototyping wichtig, das kann ich mir mit Kunstharz schwer vorstellen, auch wenn ich die Technologie selbst sehr reizvoll finde und der Look natürlich unschlagbar ist. Genauigkeit dagegen würde ich für kein Argument mehr halten, die reicht bei einem gut justierten neueren FDM-Drucker ja inzwischen selbst ohne Toleranzen bestens.

vg
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Re: 3D Drucker mit Photopolymerharz - Erfahrungen?

Beitrag von Andre » 08 Jan 2022, 02:46

Moin Jan,
ich war wegen Umbauarbeiten im Haus einige Zeit etwas abstinent von FT...
Was die Genauigkeit von FDM angeht stimme ich Dir durchaus zu - für die meisten Teile.
Ich sehe den Vorteil von Kunstharzen vor allem bei transparenten Teilen und filigranen Elementen (z.B. dichten Elementen wie bei Pneumatik). Transparente Teile mit FDM kann man praktisch vergessen, durch die Lufteinschlüsse wird es immer milchig.
Mein Einstieg in die FT-Elektronik war nach den Silberlingen - das Set mit IC-Spannungsversorgung, Schwellwertschalter und Leistungsverstärker. Das "IC-Praktikum" und natürlich das Computing-Interface habe ich mir damals immer gewünscht, war preislich aber nicht mal eben so drin (oder anders ausgedrückt: zu viele konkurrierende teure Hobbys, wie Commodore Amiga 2000 und 4000 mit Erweiterungen...)
Zwar habe ich die Sachen inzwischen, aber die transparenten Teile haben altersbedingt ihre Maken. Kratzer, Vergilbungen und vor allem beschädigte Federn.
Auch bei neueren Teilen, z.B. dem Controller des FT-3d-Druckers, stört mich, keinen Blick auf die Elektronik zu haben. FT-fans sind doch Fans von Technik, da will man doch das Innenleben sehen. Das war früher, bei den alten PC-Interfaces, deutlich besser. Nicht bei allen Hobbyprojekten hat man die Nachfrage, dass sich Injection-Molding lohnt (wie z.B. beim Fishduino, ein Super Projekt). Da mein Schwerpunkt schon immer bei der Elektronik/Elektromechanik lag, fasziniert mich die Möglichkeit des transparenten Resindrucks für Fischertechnik natürlich sehr. Sowohl für Ersatzteile zur Reparatur alter Teile, aber auch für neue Module (z.B. einen SKR Controller für den FT-Drucker)
Wenn man keinen eigenen Raum für Resindrucke hat, ist es natürlich etwas problematisch. Dann beschränkt sich das Drucken auf den Sommer, wenn man den Drucker nach Sonnenuntergang ins offene Fenster stellt und die Luft mit einem Ventilator nach draußen bläst.
Nur für Fischertechnik hätte ich mir aber sicher keinen Resindrucker gekauft. Hier wirkt sich wieder das alte Hobby "Commodore Amiga" aus. Viele der Tastaturen sind beschädigt. Die Tastenkappen hatten besondere Abmessungen (z.B. 1,25u bei Funktionstasten) und mit einem Resindrucker kann man die endlich selbst für mechanische Tastaturen herstellen (und in Dysub Technik bedrucken). Die Dysub-Technik könnte dann auch für FT-Gehäuse interessant werden (wenn das Resin die Temperaturen kurzzeitig aushält). Die restaurierten Amigas können dann FT ansteuern (ich habe drei FT-Plotter und noch keinen aufgebaut...)
Insgesamt hat der Resindruck definitiv seine Vorteile - sich einen Resindrucker aber nur für Fischertechnik anzuschaffen wäre aber wohl übertrieben.

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