Welches Set zum Einstieg in die Robotik und Automatisierung?

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Marvin
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Welches Set zum Einstieg in die Robotik und Automatisierung?

Beitrag von Marvin » 26 Dez 2017, 18:47

Hallo,

da mein Bruder und ich schon länger damit liebäugeln uns ein Robotik Set zu kaufen, sind uns dabei natürlich Fischertechnik und Lego ins Auge gefallen.
Nur was sind die Vor- und Nachteile von den beiden? Welches Set ist für den Anfang geeignet?
Ich hoffe ihr könnt uns bei der Suche nach dem richtigen Set helfen!

LG

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Resteverwerter
Beiträge: 52
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Re: Welches Set zum Einstieg in die Robotik und Automatisier

Beitrag von Resteverwerter » 26 Dez 2017, 19:21

da mein Bruder und ich schon länger damit liebäugeln uns ein Robotik Set zu kaufen, sind uns dabei natürlich Fischertechnik und Lego ins Auge gefallen.
Da bist Du / seid ihr bei Fischertechnik richtig.
Nur was sind die Vor- und Nachteile von den beiden? Welches Set ist für den Anfang geeignet?
Das hängt von vielen Faktoren ab:

* Wie alt seid ihr?
* Wie viel könnt ihr schon?
* Was wollt ihr machen?
* Grafische Programmieroberfläche oder "richtig" programmieren?


Ich habe den TXT Explorer vor ein paar Jahren gekauft und dann wieder aus Zeitmangel aus der Hand gelegt. Mein Sohn ist mit 6 Jahren am Ergebnis interessiert, aber zum Bauen und Programmieren noch zu klein - er bastelt dann Fahrzeuge und bedarf doch immer wieder der Aufsicht - so dass ich den Roboter immer weniger genutzt habe.

Jetzt hat er zu Weihnachten den Lego Boost bekommen und schon zusammengebaut. Die Bauanleitung ist Teil der App und nach den ersten Zwischenschritten darf man ihn schon einschalten. Er begrüßt dich und merkt dann, dass er noch keine Beine / Räder hat. Der Zusammenbau ist einfach, 2Motoren und die Sensoren sind mit dem Prozessor gekapselt. Man muss nur 2 Kabel zu den Armen, bzw. dem Kopf einstecken und dann mit der grafischen Benutzeroberfläche "programmieren" und die Programme mit Tap auf den play-Button starten. Ob das langfristig etwas mit Programmieren zu tun hat - mal schau'n.

Beim TXT Explorer musst du jeden Motor und Sensor einzeln mit vorher zugeschnittenen und abisolierten Kabeln verbinden - auf jeden Fall komplizierter und aber auch lehrreicher. Ich verfolge hier im Forum, dass die RoboPro-Firmware trotz mehrerer Updates viele Spezial-Features noch nicht implementiert hat, dafür könntest Du aber auch die Community-Firmware (CFW) laden.

Mich persönlich interessiert das Arbeiten mit dem viel billigeren Arduino, bzw FtDuino und ich werde mit Erscheinen des Buchs "Bauen, erleben, begreifen: fischertechnik®-Roboter mit Arduino: Modelle, Steuerung, Programmierung (Edition Make)" im März 2018 einen erneuten Einstieg wagen.

Sehr verbreitet ist der Mindstorm von Lego. Mir gefällt weder das martialische Design, z.B. des Pfeilschussgeräts noch die grafische Programmierumgebung.

So, eine richtige Hilfe/ Kaufberatung war das aber nicht, oder?

Marvin
Beiträge: 3
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Re: Welches Set zum Einstieg in die Robotik und Automatisier

Beitrag von Marvin » 26 Dez 2017, 20:06

Also können tun wir eigentlich gar nichts, wir sind blutige Anfänger in der Hinsicht und beide fast 30.
Eine grafische Oberfläche wäre mir lieber. Aber bei Lego würde mich schon eher der Mindstorm, anstatt der Boost Roboter interessieren.
Und was noch hinzu kommt ist, dass wir vorher schon immer Lego gesammelt haben, also schon etliche Teile zu Hause rumliegen haben, also warum nicht gleich kombinieren? Die Community wird dort auch einfach viel größer sein.
Ich glaube richtiges programmieren würde mich eher abschrecken.

Fischertechnik wirkt halt eher realistisch

sven
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Re: Welches Set zum Einstieg in die Robotik und Automatisier

Beitrag von sven » 26 Dez 2017, 20:12

Hallo!

Nun, das ist nicht so einfach.
Jedes System, ob Lego oder ft, hat seine Vor- und Nachteile.
Bei Lego ist es ja generell so das sehr viel Wert auf Design gelegt wird und daher sehr viele Sonderteile im System sind.
Bei ft sind die meisten Teile Standardteile.
ft dürfte auch sehr viel stabiler sein als Lego.

Was schon gesagt wurde, ist der unterschied bei der Verkabelung.
Bei Lego sind Westernstecker an den Kabeln. Die steckt man einfach ans Interface und fertig.
Falsch machen kann man da nix. Bei ft lernt man noch einen richtigen Stromkreis kennen.
Es sind Standardkabel mit 2,6mm Minatursteckern. Also wie bei den Modelleisenbahnen.

Es ist halt 2 unterschiedliche Systeme, man kann nicht sagen das eines schlecht ist und das andere ganz toll.

Gruß
sven
Dieses Posting gibt ganz allein meine persönliche Meinung wieder!

Marvin
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Re: Welches Set zum Einstieg in die Robotik und Automatisier

Beitrag von Marvin » 26 Dez 2017, 20:21

Mal andersrum gefragt, was stört euch denn an ft?

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PHabermehl
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Re: Welches Set zum Einstieg in die Robotik und Automatisier

Beitrag von PHabermehl » 26 Dez 2017, 21:08

Das ist alles sehr subjektiv, jeder hat andere Voraussetzungen, Möglichkeiten und Ziele. Hier im Forums sind hauptsächlich eingefleischte Fans unterwegs, deren Kritikpunkte sich manchmal schwerwiegend anhören, für die stille Masse der Käufer aber gar nicht relevant sind.
Ich sag gern, der eine konsumiert, der andere begreift. Soll heißen, man kann ein Modell nach Anleitung zusammenbauen, ein vorgegebenes Programm starten und zufrieden sein.
Oder man möchte tatsächlich lernen und verstehen.
Ich kenne mich in der Lego-Welt nicht aus und finde das Monster-Mindstorm-Design abstoßend, das ist aber Geschmackssache.
Gefühlt finden sich bei Lego mehr "Konsumenten" und bei fischertechnik und insbesondere hier im Forum mehr "Macher", aber auch das ist nur mein Eindruck. Auch bei Lego gibt es eine sehr aktive community, und nach Umsatz ist Lego weit größer als ft.
Letztlich kann Euch keiner die Entscheidung abnehmen. Zum nur mal probieren und dann im Schrank wegschließen wären mir beide Systeme zu teuer, und wenn ihr "ernsthaft" einsteigen wollt, seid ihr hier sicher nicht falsch.
Zum Thema Programmieren bliebe noch anzumerken, dass auch visuelle Programmierung einem nicht per se die gestellte Aufgabe löst, und ob man nun ein Motorsymbol anklickt und als Parameter "rechts" und "100%" einträgt oder per Tastatur sowas wie "setOutput(M1,100, 'right')" oder einen äquivalenten Befehl in ganz anderer Sprache und Syntax verwendet, letztlich egal ist, wenn man die Logik dahinter verstanden hat...
Schönen Abend noch
Peter
https://www.MINTronics.de -- der ftDuino & TX-Pi Shop!

viele Grüße
Peter

Lars
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Registriert: 25 Okt 2016, 21:50

Re: Welches Set zum Einstieg in die Robotik und Automatisier

Beitrag von Lars » 27 Dez 2017, 00:39

Hallo Marvin(s),
Marvin hat geschrieben:Also können tun wir eigentlich gar nichts, wir sind blutige Anfänger in der Hinsicht und beide fast 30.
Der Roboter ist ein mechanisches, elektrotechnisches und schließlich auch ein Softwareproblem. Ihr schreibt weiter unten, daß Euch "richtige Programmierung" eher abschrecke.

Man kann ft oder Lego auch als rein mechanische Lösung begreifen, d.h. man setzt den gewünschten Roboter aus den Teilen dieser Systeme mechanisch zusammen, nutzt auch deren Aktoren und Sensoren, verwendet aber ein anderes Steuerungssystem wie etwa Arduino und Derivate als Controller und dazugehörige Motorshields zur Ansteuerung der jeweiligen Aktoren. Mit dem Arduino und dem erforderlichen Zubehör kann man BTW recht preiswert steuern, muß sich aber auch deutlich mehr einarbeiten - sowohl in elektro- als auch in softwaretechnischer Hinsicht.
Marvin hat geschrieben:Aber bei Lego würde mich schon eher der Mindstorm, anstatt der Boost Roboter interessieren.
Und was noch hinzu kommt ist, dass wir vorher schon immer Lego gesammelt haben, also schon etliche Teile zu Hause rumliegen haben, also warum nicht gleich kombinieren? Die Community wird dort auch einfach viel größer sein.
Rei Vilo hat in https://reivilofischertechnik.weebly.co ... world.html das "TXT Discovery Set" von ft (Art. 524328) und "Mindstorms EV3" von Lego (Art. 3131) miteinander verglichen. Beide Kästen könnte man wohl als Startsets ihrer jeweiligen Systeme bezeichnen und bieten einen Einstieg in das Thema Robotics allerdings für ältere Kinder und Jugendliche. Ich denke, Rei Vilo hat die Unterschiede zwischen beiden Systemen IMHO recht gut erfaßt.

Die Verwendung alternativer Steuerungen würde bei Lego schon rein anschlußtechnisch betrachtet durchaus eine Fummelei. Für die Konfektionierung von Leitungen mit Westernsteckern benötigt man eine spezielle Crimpzange; bei den Westernsteckern gibt es durchaus noch deutlich mehr Typen als die verbreiteten 4-poligen für Telefone und 6-polige für ISDN-Verkabelungen. Und dann müßte man noch in Erfahrung bringen, ob beispielsweise der verbaute Lego-Aktor oder -Sensor noch verhältnismäßig "normal" aufgebaut ist oder eine Eigenintelligenz mitbringt. In letzterem Fall kann man sie nicht einfach mit einem Shield oder einer H-Brücke betreuen, sondern hat stattdessen einen digitalen Bus anzubinden.

Bei ft ist auch ein Encodermotor noch immer ein (Gleichstrom)motor, zusätzlich versehen mit einem Inkrementalgeber, mit dessen Hilfe der Controller "nachvollziehen" kann, wie weit sich der Läufer des Motors tatsächlich gedreht hat. Alternativ kann man aber auch einen eigenen Inkremetalgeber bauen, etwa wenn man (stärkere oder kleinere) Motore ohne Geber verwenden oder das Spiel einer Kraftübertragung möglichst weitgehend ausschalten möchte. Sowohl Motoren als auch Sensoren (wie etwa Inkrementalgeber) sind ohne Klimmzug Steuerungen auf Arduino-Basis zugänglich.
Nutzt man im ft-System den TXT-Controller etwa der graphischen Programmierung wegen, hat das auch Nachteile: Man hat pro Controller nur 12 Eingänge und 8 Ausgänge und kann dabei je zwei Ausgänge zu einem Motorausgang mit Richtungswechselmöglichkeit zusammenfassen. Wer mehr braucht, kann nur einen weiteren TXT-Controller als Slave anbinden. Allerdings könnte man auch mehrere TXT-Controller mit je eigener Programmierung versehen und deren Koordination durch einfache Signale vom Ausgang des einen zu einem Eingang des anderen realisieren, falls man nicht ohnehin rein sensorisch arbeiten kann.

ft hat die Basis zumindestens einiger seiner Sensoren bekanntgegeben, wie etwa den Typ der Fotodiode, mit der man in ft heute Lichtschranken realisiert; andere haben die Charakteristika der ft-Motoren ermittelt (https://www.ftcommunity.de/downloads.ph ... ormationen). Der TXT-Controller bietet noch einen I²C-Bus (3,3 V), für den man bei Drittanbietern zahllose Sensortypen und auch Motortreiber findet. Damit kann man die Ein- und Ausgänge des TXT sparsamer verwenden, auch wenn der I²C-Bus nicht für alle Anwendungen schnell genug ist. In technologischer Hinsicht eröffnet das ft-System mit seinen Standards (Linux-tauglicher Controller, I²C-Bus, Ein- und Ausgänge für "plain electrical Devices") IMHO mehr Spielraum als das verschlossenere Lego.
Marvin hat geschrieben:Fischertechnik wirkt halt eher realistisch
Es ist wohl stabiler als Lego, vor allem wenn es um Bewegung oder Fahrzeuge geht.

Generell sorgen Baukastensysteme wie ft oder Lego dafür, daß ein technischer Irrtum nur Zeit, nicht aber Material kostet. Erweist sich ein Mechanismus als untauglich, zerlegt man ihn und verwendet die Einzelteile neu. Das geht mit individuell angefertigten Bauteilen nicht so einfach, zumal deren Erstellung oft teure Maschinen und zumindestens erhebliches handwerkliches Geschick erfordert. Bei der Realisierung selbstentwickelter Elektronik ist der Aufwand überschaubarer, auch weil es heute anscheinend für jeden Zweck bereits einen integrierten Schaltkreis gibt, so daß man kaum noch riesige Layouts mit Hunderten von Bauteilen darstellen muß.

Mit freundlichen Grüßen
Lars

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